Schlangenkrankheiten
Wie alle Lebewesen können auch Schlangen erkranken. Es gibt eine Vielzahl an infektiösen und nicht infektiösen Erkrankungen bei Reptilien die mittlerweile gut diagnostiziert und therapiert werden können. Eine der grundsätzlichen Voraussetzungen zur Erkennung von Krankheiten ist eine aufmerksame Beobachtung seines Tierbestandes. Die Ausbreitung einer Krankheit beruht oft auf eine unzureichende Haltung des Tieres. Dieser Stressfaktor führt zur Schwächung des Immunsystems des Tieres, und es können sich Krankheitserreger schlagartig vermehren. Besteht der Verdacht einer Erkrankung, ist das betroffene Tier sofort von den anderen Tieren zu isolieren, und in ein Quarantänebecken zu überführen. Sämtliche hygienische Maßnahmen, um den restlichen Tierbestand nicht zu gefährden, sind dabei zu berücksichtigen. Es gibt eine Vielzahl von Krankheiten die bei Schlangen auftreten können. Es würde den Rahmen einer privaten Homepage sprengen, wenn man all diese hier auflisten würde, daher beschränke ich mich nur auf die Wesentlichsten!
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Bakterielle Infektionen
Mundfäule (Stomatitis)
Zu Beginn der Mundfäule ist die Maulschleimhaut stark gerötet, später blass, leichte Verschleimung des Rachenraumes, Blutungen am Zahnfleisch und im Rachen. Es bilden sich eitrige Beläge, später nekrotische Auflagerungen und enden in tiefen kraterförmigen Abszessen und Zahnausfall. Als Ursachen gelten Infektionen durch Verletzungen im Rachenraum, Hypovitaminose, schlechter Allgemeinzustand, Mykosen und Parasitosen. Als Behandlung empfiehlt sich die mechanische Entfernung der eitrigen Beläge. Auspinseln der Wundstellen mit Doreperol® oder Bayrena® zweimal täglich. Gaben von Vitamin A und Vitamin C helfen den Allgemeinzustand zu verbessern. Bei Nahrungsverweigerung ist die Verabreichung von Flüssignahrung mittels einer Schlauchsonde erforderlich.
Magen-Darmschleimhautentzündung (Gastro-Enteritis)
Es kann zum Auswürgen gefressener Futtertiere nach 1-4 Tagen kommen. Verstärktes Trinkbedürfnis ist oft festzustellen. Die Schlange setzt einen übel riechenden, schleimigen, dünnflüssigen Kot ab. Die Kloake kann verklebt oder verschmutzt sein. Es kann zu einer deutlich ausgestreckteren Körperhaltung kommen. Als Ursache gelten Bakterielle Infektionen verschiedener Erregerarten sowie starker Nematodenbefall. Mit einer Kotprobe sollte die Infektionsursache geklärt werden. Es erfolgt eine 7 tägige Behandlung mit Chloromycetin® 20-40 mg Wirkstoff pro kg Körpergewicht/oral. Es besteht die Gefahr einer Exsikkose.
Lungenentzündung (Pneumonie)
Die Schlange schließt ihr Maul nicht mehr, es befindet sich zäher Schleim in der Maulhöhle. Die Schlange leidet unter einer erschwerten Atmung, deutlich hörbare Atemgeräusche. Bläschenbildung beim Atmen, eventuelles Einstellen des Züngelns. Das Tier verweigert die Futteraufnahme. Es kann zu einer deutlich ausgestreckten Körperhaltung kommen. Es besteht bei starker Schleimbildung akute Erstickungsgefahr. Als Ursachen gelten bakterielle Infektionen verschiedener Erregerarten. Zu kühle Haltung bei zu hoher Luftfeuchtigkeit, Zugluft oder eine Virusinfektion. Zu einer Lungenentzündung kann es auch durch den Befall von Lungenwürmern kommen. Zur Behandlung muss unbedingt ein Luftröhrenabstrich durchgeführt werden um den Keim zu identifizieren. Gaben von Vitaminen A, B und C unterstützen das körpereigene Immunsystem.
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Außenparasiten (Ektoparasiten)
Schlangenmilbe (Ophionyssus)
Erste Anzeichen eines Milbenbefalls sind kleine weiße Pünktchen auf der Schlange, dabei handelt es sich um Milbenkot. Die Milben saugen das Blut der Schlangen und können dabei weitere Krankheiten übertragen. Bei einem starken Befall stehen bei dem betroffenen Tier einige Schuppen ab, diese Tiere haben ein gesteigertes Badebedürfnis. Als Behandlung hat sich das Einbringen eines Insektenstrips (Wirkstoff: Dichlorvos) bewährt, sowie die Neguvon® - Sackbehandlung. Parallel erfolgt die Ausräumung und Neugestaltung des Terrariums.
Zecken
Der Befall von Zecken trifft nur auf Wildfänge und Farmzuchten zu. Es erfolgt hier eine mechanische Entfernung der Zecke, wobei darauf zu achten ist, dass die Maulwerkzeuge der Zecke nicht stecken bleiben. Diese Stelle wird dann mit einem Breitbandantiseptikum versorgt.
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Innenparasiten (Endoparasiten)
Fadenwürmer (Nematoden)
Bei einem Massenbefall kann es zu einer Magen- Darmschleimhautentzündung, und im Endstadium zum Tode kommen. Weiter Symptome sind Apathie und Anorexie. Die Behandlung richtet sich danach ob es sich um Spülwürmer im Magen oder um Madenwürmer, Zwergfadenwürmer im Darm handelt. Es sollte eine mikroskopische Untersuchung des Schlangenkots erfolgen. Zur Behandlung stehen uns unter anderem Panacur® max. 40 mg Wirkstoff pro kg Körpergewicht/ oral oder Rintal® max. 40 mg Wirkstoff pro kg Körpergewicht/ oral zur Verfügung.
Band- und Saugwürmer (Cestoden/Trematoden)
Da die Entwicklung von Band- und Saugwürmern über Zwischenwirte erfolgt, wird man diese Endoparasiten bei Nachzuchttieren äußerst selten vorfinden. Es kann zu einer Darmverstopfung kommen. Bei dem befallenen Tier finden wir trotz Nahrungsaufnahme kein Wachstum oder eine Gewichtszunahme vor. Im Schlangenkot sind die Eier und/oder Bandwurmglieder nachzuweisen, daher sollte eine mikroskopische Untersuchung erfolgen. Zur Behandlung steht uns Droncit® max. 40 mg Wirkstoff pro kg Körpergewicht/ oral zur Verfügung.
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Einzeller (Protozoen)
Amöben
In der Vergangenheit trat die Amöbiasis zwar immer seltener auf, dennoch ist sie von den Terrarianern sehr gefürchtet, da die Mortalität der betroffenen Tiere sehr hoch ist. Nur durch die mikroskopische Untersuchung ist es möglich die Amöbiasis, deren Erreger Entamoeba invadens ist, nachzuweisen. Das betroffene Tier hat ein gesteigertes Trinkbedürfnis. Die betroffene Schlange verweigert im Endstadium die Futteraufnahme. Durch die Darmfäule kommt es zur Ausscheidung vom übel riechenden, schleimigen, teilweise blutigen Kot. Erfolgreiche Behandlungen wurden durch die Verabreichung von Clont® und Ronidat Bt® in Verbindung mit einem Breitbandantibiotikum erzielt.
Flagellaten
Der rechtzeitige Nachweis von Flagellaten im Kot des Tieres, bewahrt den Terrarianer vor dem Befall seines ganzen Tierbestandes. Der Befall durch Flagellaten erfolgt meistens bedingt durch eine bakterielle Infektion. Die Behandlung erfolgt den gleichen Maßnahmen wie bei der Amöbiasis.
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Haltungsbedingte Erkrankungen
Das Regurgitationssyndrom
Unter „Regurgitieren“ versteht man das Auswürgen eines halbverdauten Futtertieres, ohne das ein infektiöses Krankheitsbild vorliegt.
Das Regurgitieren erfolgt meist aufgrund falscher Haltungsbedingungen. Als Auslöser gelten u. a. mangelhafte Transportbedingungen, falsche Temperatur- oder Luftfeuchtigkeitswerte, falsche Fütterung, ein Überbesatz oder unnötige Störungen wie z.B. zu häufiges Hantieren im Terrarium. Das Regurgitieren bedeutet für das Tier meist einen hohen Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten, im schlimmsten Fall dehydriert das betroffene Tier.
Kommt es zu einer starken Exsikkose (innerliche Austrocknung) ist eine subkutane (unter die Haut) Injektion durch den Tierarzt oder sehr erfahrenem Tierhalter mit einer Elektrolytlösung unumgänglich.
Häutungsschwierigkeiten
Häutungsschwierigkeiten sind meistens auf eine zu trockene Haltung zurückzuführen. Meist reicht eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit aus, um dieses Problem in den griff zu bekommen. Sollten Häutungsreste noch am Tier vorhanden sein, reicht ein Bad im lauwarmen Wasser um die diese dann mechanisch entfernen zu können. Bei der Entfernung ist darauf zu achten das dem Tier kein Schaden zugeführt wird, besondere Vorsicht ist im Bereich der Labialgruben sowie im Augenbereich geboten.
Schlangenpocken (Bläschenkrankheit)
Bei der Bläschenkrankheit handelt es sich um eine Wasseransammlung unter einzelnen Körperschuppen. In einem solchem Fall wird die Schlange zu feucht bzw. auf zu feuchtem Substrat gehalten. Zur Behandlung dieser Bläschenkrankheit reicht meist eine Optimierung der Haltungsbedingungen. Ebenfalls bietet sich eine Behandlung mit einem Breitbandantiseptikum an.
Unnatürliche Hungerzeiten
Es ist normal das Schlangen selbständig unterschiedlich lange Fastenzeiten einlegen. Hier bedarf es der genauen Beobachtung eines sehr erfahrenen Terrarianers um festzustellen, wann der körperliche Zustand der Schlange kritisch wird, da es viele natürliche Faktoren für eine Nahrungsverweigerung gibt, die nicht krankhafter Natur sind. Sollte der Gewichtsverlust zu groß und der Allgemeinzustand der Schlange zu schlecht sein, empfiehlt es sich die Schlange mittels Schlauchsonde und einem Serumprotein zwangszufüttern.
Zu starke Abmagerung (Kachexie) führt unweigerlich zum Tode.
Innerliche Austrocknung (Exsikkose)
Die innerliche Austrocknung kann viele Ursachen haben. Siehe auch unter „Das Regurgitationssyndrom“ oder „Häutungsschwierigkeiten“. Die Behandlung erfolgt oral über eine Schlauchsonde, im fortgeschrittenen Stadium subkutan, bzw. beides mit einer Elektrolytlösung. Es sollte der Schlange nicht mehr als 4% ihrer Körpermasse pro Tag an Flüssigkeit zugefügt werden.
Hyper- und Hypovitaminose
Eine Überdosierung (Hypervitaminose) an Vitaminen sowie ein Vitaminmangel (Hypovitaminose) treten bei Schlangen seltener auf als bei Echsen, beides ist jedoch gleich schädlich für das Tier. Werden die Futtertiere ausgewogen und vollwertig ernährt, erübrigt sich die Zugabe von Vitaminen.
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Ich muss speziell noch einmal darauf hinweisen, dass die Diagnostik und Therapie eines Krankheitsbildes nur über einen erfahrenen Tierarzt erfolgen kann. Tierärzte mit herpetologischer Erfahrung sind hierzulande leider noch recht selten anzutreffen. Wir empfehlen, für den Norddeutschen - Großraum, den Tierarzt Dr. med. vet. Veit Kostka in Hamburg.
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